Weber Orgel

Die Kreuzkirche in Tokio besaß seit den 1960er Jahren eine kleine Orgel der Firma Walcker aus Ludwigsburg mit acht klingenden Registern.

Trotz einer Generalüberholung der Orgel im Jahre 1985 blieb die Orgel störanfällig und insbesondere in den Wintermonaten kaum bespielbar.

Seit den 1990er Jahren wurden deshalb regelmäßig Gottesdienstkollekten für eine neue Orgel gesammelt. Diese Gelder waren zum Aufbau eines Finanzierungssockels bestimmt, ohne dass anfänglich ein definiertes Orgelprojekt beschlossen war.

Erst im Jahr 2013 wurde die Anschaffung einer neuen Orgel intensiver diskutiert. Auf Basis unterschiedlicher Angebote für Orgelneubauten bzw. den Kauf von gebrauchten Orgeln wurde schnell klar, dass eine Orgel der gewünschten Größe und Ausstattung zwischen 120.000€ und 200.000 € kosten würde.

Im Oktober 2013 beschloss der Gemeindekirchenrat der Kreuzkirche, sich auf ein Neuinstrument zu fokussieren und mit Orgelbauer Hermann Weber aus Leutkirch im Allgäu vertiefende Diskussionen zu beginnen. Zu diesem Zeitpunkt lagen Spenden in Höhe von 50.000€ vor. Es bestand also weiterhin eine Finanzierungslücke von mindestens 70.000€ für das Instrument an sich plus die weiteren Kosten für Umbauten in der Kirche, Transport, Aufstellung, Intonation, etc.

Zur Beschaffung weiterer Finanzmittel wurden ab Anfang 2014 gezielt deutsche und japanische Firmen sowie Einzelpersonen um größere Einzelspenden gebeten. Diese Spendenaktion verlief überraschend positiv und erbrachte in wenigen Monaten ca. 110.000€ an Spenden. Dies ermöglichte es, Mitte 2015 eine gut ausgestattete Orgel bei der Firma Hermann Weber Orgelbau bestellen zu können.

Aus den ausführlichen Diskussionen mit Orgelbauer Weber und einigen Anpassungen im Laufe des Projekts resultiert nun eine Orgel mit den folgenden Merkmalen:

Drei Manuale, davon ein permanentes Koppelmanual

  • Mechanische Spiel- und Registertraktur
  • 17 vollwertige Register ohne Transmissionen
  • Zweites Manual als Schwellwerk ausgeführt
  • Oboe 8‘ (Schwellwerk) und Fagott 16‘ (Pedal) als Zungenregister 

Für den Bau der Orgel werden nur hochwertige Materialien eingesetzt (hoher Zinnanteil in den Pfeifen, langjährig abgelagertes Eichen- und Fichtenholz, etc…). Zudem werden > 85% aller Orgelkomponenten inklusiver sämtlicher Pfeifen bei Herrn Weber in der Werkstatt selbst gefertigt. Der Zukauf beschränkt sich auf Standardteile wie Orgelbank, Wippen, Wellen,….

Klanglich wird das erste Manual als klassischer Prinzipalchor gestaltet, wie er für die werkgerechte Aufführung barocker, deutscher Orgelmusik notwendig ist. Das zweite Manual (Schwellwerk) ist hingegen etwas grundtöniger und weicher gestaltet und eignet sich bevorzugt für Musik aus der Romantik sowie französische Orgelmusik. Über die zusätzliche Schwellwirkung sowie die Schwebung der Vox Coeleste lassen sich weitere dynamische und klangliche Effekte gestalten.

Das mit 16‘ bis 4‘ voll ausgebaute Pedal kann zusammen mit dem 16‘ Fagott außer als Fundamentstimme auch zur Melodieführung bzw. zum Triospiel genutzt werden.

Die neue Orgel in Tokio wird somit deutlich größer und flexibler sein als die alte Walcker-Orgel. Sie wird nicht an große dreimanualige Orgeln in deutschen oder japanischen Kirchen heranreichen, was auf Grund des relativ kleinen Kirchenraums der Kreuzkirche auch nicht notwendig ist. Musikalisch erlaubt sie maximale Vielfalt, welche die hierfür ausgebildeten Organisten auch in voller Breite ausnutzen können und werden.

Die Kreuzkirche ist das geistliche Zentrum der evangelischen deutsch sprachigen Gemeinschaft in Tokio und zudem ein Ort der deutschen Kultur, die bei Japanern generell hoch im Kurs steht. Die neue Orgel wird erstmalig auch die Durchführung von Orgelkonzerten sowie weiterer kirchenmusikalischer Veranstaltungen mit Orgelbeteiligung ermöglichen.

Am 22. September 2019 wurde die neue Orgel eingeweiht.

Und hier noch ein Artikel aus einer Allgäuer Lokalzeitung zum Orgelbau.