Geschichte seit 1885
Japan war bis zur „Meiji-Restauration” streng gegen jeglichen Einfluss von außen abgeschottet. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde es zum Ziel europäischer und amerikanischer Missionsgesellschaften. Als der Schweizer Missionar Wilfrid Spinner (1854 – 1918), im Dienst des Allgemeinen Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins (Weimar), am 8. September 1885 in Japan ankam, schuf er sich als erstes eine soziale Heimat unter den deutschsprachigen Ausländern durch die Gründung der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinden Tokyo (DEG-T) und Yokohama (DEG-Y).
Beide Gemeinden waren von Anfang an demokratisch strukturiert und wurden, gemäß ihrer Satzung, von einem gewählten Gemeindevorstand geleitet. Spinner gründete auch japanische Gemeinden, eine Knabenschule, eine Klöppelschule, eine Evangelische Theologische Akademie, und arbeitete mit anderen Missionsgesellschaften zusammen. Er verließ Japan 1891.
1897 wurde die Deutsche Kirche am Togozaka in der Nähe der kaiserlichen Palastgärten eingeweiht. Die Togozaka-Gemeinde wurde von 1909 bis 1946 von Akashi Shigetaro betreut, einem Pastor, den Spinner selbst getauft und ausgebildet hatte.
Die jeweiligen Gemeindepfarrer wurden von der Sachsen-Weimarischen Landeskirche, bzw. ab 1921 von der Thüringischen Landeskirche entsandt, und waren gleichzeitig in der Ostasien-Mission tätig.
Am 1. September 1923 wurde die Kirche im Großen-Kanto-Erdbeben zerstört. Die Gemeinde sammelte Spenden in Deutschland und Japan, und 1927 konnte die neue Togozaka-Kirche eingeweiht werden. 1936 wurden die Gemeinden in Tokyo und Yokohama zusammengefasst und „gleichgeschaltet”. Im Krieg waren die meisten Gemeindemitglieder nach Hakone oder Karuizawa evakuiert. Die Togozaka-Kirche wurde 1945 durch die Brandbomben zerstört, die Tokyo dem Erdboden gleich machten. Die noch in Japan verbliebenen Deutschen wurden von der amerikanischen Besatzungsmacht 1947 nach Deutschland „repatriiert”. Erst nachdem Japan 1952 einen Friedensvertrag mit den Alliierten geschlossen hatte, durften sie zurückkehren.
1953 beauftragte die Deutsche Ostasien-Mission (DOAM) den Pfarrer der Seemannsmission in Yokohama, die allmählich nach Tokyo zurückgekehrte Gemeinde wieder einzusammeln. Die neue (heutige) Kreuzkirche in Gotanda wurde gebaut, und am 10. Mai 1959 mit einem Festgottesdienst eingeweiht
1971 wurde die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache in Seoul, Südkorea, gegründet. Sie wurde bis 1991 von Tokyo aus betreut, d.h. einmal im Monat flog der Pfarrer nach Südkorea.
1971 endete die Verknüpfung mit der DOAM. Seither werden die Gemeindepfarrer, die von der EKD vorgeschlagen werden, von der Gemeinde gewählt. Die Gemeinde finanziert sich seitdem selbst aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.
Im Jahr 2006 wurden nach mehreren großen Erdbeben in Japan die Bauvorschriften für öffentlich genutzte Gebäude verschärft. Die Gemeinde hat ein Statiker-Gutachten eingeholt. Dieses besagte, dass nicht nur die Kirche erdbebensicher gemacht werden musste, sondern ganz besonders das Pfarrhaus.
In mehreren Gemeindeversammlungen wurde 2008 der Beschluss gefasst, das alte Pfarrhaus abzureißen und neu zu bauen.
Das Kirchengebäude wurde durch die Verstärkung der tragenden Balken erdbebensicher gemacht. Außerdem wurde der Fußboden erneuert und neue Stühle angeschafft.
Am 25. September 2011 konnte das neue Pfarr- und Gemeindehaus in einem festlichen Gottesdienst eingeweiht werden.
Der Zugang zum Pfarrhaus ist jetzt ebenerdig. Der Gemeinderaum im Erdgeschoss hat Zugang zu einem Lichthof. Die Räume sind hell und modern eingerichtet. Im Untergeschoss befindet sich ein großer Lagerraum.
Auch der Garten wurde neugestaltet, mit einem Vorplatz und einer neuen Treppe. Das überdachte Tor am Eingang wurde erneuert und repariert, und steht jetzt wieder einladend für alle Kirchenbesucher offen.
Nach ausgiebigen technischen und musikalischen Diskussionen hat sich die Gemeinde 2014 entschlossen, die anfällige Kompaktorgel aus den 60er Jahren durch ein neues Instrument zu ersetzen
In der Kirche steht seit Herbst 2019 eine Pfeifenorgel, die durch ihre Größe und Disposition die musikalischen Möglichkeiten im Vergleich zur alten Orgel um ein Vielfaches vergrößert. Zudem wurde durch den Einsatz hochwertiger Materialien und einer vollmechanischen Bauweise der Orgel den besonderen klimatischen Anforderungen hier in Japan Rechnung getragen.
Weitere historische Dokumente finden Sie im Folgenden: